Tag Zwei (Sonntag, 5. August): Heute ist Sonntag – also: Gottesdienst! Diesen feiern wir mit der anglikanischen Gemeinde von Riga in der St. Saviour‘s Church. The Chaplain Jana Jeruma-Grinberga, die uns diesen „Einsatz“ ermöglicht hat, kann leider nicht dabei sein. Aber der extra aus Tallinn angereiste Vertretungspastor Stiiv regt uns mit einer so anschaulichen wie tiefgründigen (praktischen) Predigt über das Brot zum Nachdenken an. Offenbar regen wir auch das Publikum gut an – nämlich zum Mitsingen. „It’s me, it’s me, it’s me o Lord“ und „Swing low, sweet Chariot“ geraten so interaktiv wie nie zuvor – und das, obwohl Nicole ursprünglich ein Lied aus dem neuen Kindermusical anstimmt. Und auch unsere beiden angehenden Siebtklässler verstehen erstaunlich viel vom englischsprachigen Gottesdienst.
Beim Kirchenkaffee wird ein gigantischer Kuchen gereicht, an dessen Verzehr wir eifrig mitwirken. Eine der beiden Jubilarinnen lebte als Kind ein Jahr lang in Greifswald, nachdem ihre Familie während des zweiten Weltkriegs aus Riga flüchten musste. So ergeben sich viele interessante Gespräche.
Anschließend verwandelt sich Chorleiterin Nicole in eine leicht desorientierte, aber hochmotivierte Reiseleiterin und führt uns durch die Altstadt von Riga – einige besonders Eifrige sogar noch durch das Jugendstilviertel. Die Treppen der anglikanischen Kirche nutzen wir am Ende des Tages als Konferenzraum und planen gemeinschaftlich unsere morgige Weiterreise. Abends tauschen wir unsere Eindrücke aus und freuen uns über den plötzlich einsetzenden Regenguss – eine himmlische Antwort auf den Psalm 63 („My souls thirsts…in a dry and weary land“), den wir nun schon zweimal auf dieser Reise aufgeführt haben.