Tag Acht (Samstag, 11. August): Wir gehen in den Endspurt. Die Probe beginnt heute mit einer Verlosung: Für das Konzertprogramm heute Abend durften Wünsche auf kleine Zettelchen geschrieben werden, und Losfee Mareen zieht daraus zehn Zettel, die berücksichtigt werden können. Danach richtet sich die anschließende Probe, und anschließend wartet eine weitere litauische Spezialität auf uns (deren Namen wir gerade nicht wissen, aber es war sehr lecker und heute Abend werden wir alle nach Knoblauch riechen).
Wir nutzen das Mittagstief, um die Rückreiseplanung möglichst schnell und schmerzfrei über die Bühne zu bringen, und erholen uns dann bei einer ausgedehnten Kaffeepause. Mehr und mehr verwandelt sich die Kirche in einen Schlafsaal: Die Bänke sind gefüllt mit Kombinatsgeschwistern, die Mittagsschlaf halten. Um 16 Uhr ist aber Schluss mit Schlafen: Da haben die Musicaldarsteller unter uns ein Date mit Laura, die sich für unser Luther-Musical interessiert – vielleicht gibt es da in den nächsten Jahren ein litauisch-deutsches Kooperationsprojekt mit Kindern und Jugendlichen…
Die improvisierte Musicalaufführung geht fließend in die letzte Probe dieser Chorreise über, und dann ist auch schon Zeit für unser Abschlusskonzert in Jurbarkas. Heute sitzen sogar Stralsunder im Publikum und wir beziehen den ganzen Kirchenraum mit ein – schließlich haben wir diese Kirche am besten von allen kennenlernen können. „Let us adore“ kommt am Anfang von beiden Seiten, der Abschluss mit „Veni Creator Spiritus“ aus den vier Ecken der Kirche. Matas und Paulus können inzwischen bei fast allen Liedern mitsingen und haben sich mit Button und einem ausgeliehenen Chorsweater sogar kombinatsfein gemacht. Mindaugas bekommt ein eigenes Chor-T-Shirt, das er nach dem Konzert gleich überzieht. Jetzt haben wir also auch in Litauen Ehrenmitglieder!
Der Bürgermeister von Jurbarkas nennt uns einen „Chor aus lauter Solisten“ und meint, er habe lange nicht so gute Gospelmusik gehört (und das, obwohl wir unsere Erschöpfung bei diesem letzten Konzert schon ein bisschen gespürt haben…). Als er anregt, dass wir unbedingt wiederkommen sollen, gibt es große Zustimmung im Chor – unsere beiden jüngsten Soprane Charlize und Johannes möchten am liebsten gleich im nächsten Jahr wieder nach Litauen, haben sie doch durch Fußball- und UNO-Spielen schon Freunde hier gefunden.
Beim Abschlussessen im Pfarrhaus erzählt Mindaugas uns noch ein bisschen von der besonderen Rolle der lutherischen Kirche in Litauen, die zwar klein ist, aber inzwischen gerade für ihre diakonische Arbeit als wichtiger ökumenischer Partner auch von der katholischen Mehrheitskirche anerkannt wird. Wir wollen unbedingt in Verbindung bleiben und schmieden schon konkrete Pläne: zum Beispiel für ein Greifswalder Benefizkonzert, mit dem wir ein Glasfenster für die Kirche in Vilkiskiai finanzieren möchten. Natürlich singen wir auch der Köchin, die uns über diese Tage hinweg so toll versorgt hat, noch ein Ständchen: „You fill my cup“. Dann kommt ein emotionaler und dankbarer Abschied. Wie schön, dass wir hierher kommen konnten!
Die Girdziai-Gruppe lässt den Tag bei Konfekt, Whiskey & Co. ausklingen, während die Klänge der angrenzenden Ortsdisco durch die Nacht schallen; und die kleine Gruppe im Pfarrhausquartier in Jurbarkas verkonsumiert die Reste des beim Abendessen angebotenen Limettenwodkas und übt mit den Pfarrerskindern Capoeira (so viel kultureller Austausch ?!). Dafür, dass wir am nächsten Morgen ganz früh raus müssen, gehen wir alle viel zu spät schlafen, aber das kann an einem letzten Abend auch nicht anders sein.