Tag 3 (14. Juli)
Heute Morgen sind verdächtig viele schwarzgekleidete Menschen am Frühstückstisch zu sehen: Das sieht schon sehr nach Kombinats-Auftrittskleidung aus! Und tatsächlich warten heute unsere ersten beiden Auftritte: Festgottesdienst und Kurzkonzert in Petersberg.
Während wir zwischen Probe und Gottesdienst durch den Burghof mäandern, jagt eine Wiedersehensfreude die nächste: Gastfamilien von der ersten Chorfahrt, Bekannte aus der Gemeinde, die Pfarrfamilie und viele andere nette Menschen freuen sich schon auf den gemeinsamen Gottesdienst. Unter anderem ist die gesamte Gottesdienstgemeinde der benachbarten Baptistengemeinde nach ihrem eigenen Gottesdienst in die Kirchenburg gekommen!
Ja, ein bisschen förmlicher als bei uns ist es schon. Die Pastorenbank, auf der wir unseren Männerchor während des Gottesdienstes einquartieren wollten, müssen wir für die anwesenden Pastoren räumen. Der Einzug der Pastorenbank-Platzierten ist sehr feierlich, und wir wissen gar nicht, ob wir dabei jetzt schon als „Präludium“ fungieren sollen oder lieber erst nachher. Und als nach unserem ersten Stück einige Leute zu klatschen beginnen, macht ihnen ein erhobener pastoraler Zeigefinger deutlich, dass das nicht erwünscht ist. Aber es wird ein schöner Gottesdienst. Stefan hält eine gute, anschauliche Predigt mit einem Märchen der Gebrüder Grimm, Nicole müht sich am Klavier mit der nur sehr teilweise bekannten Liturgie, und unsere Chorstücke kriegen wir samt und sonders gut hin.
Das „Kurzkonzert“ wird dank zweier Zugaben doch etwas länger als geplant, das Publikum darf jetzt klatschen und tut es auch eifrig, und dank Special Guest Marten, der unsere frischgebastelten Textschilder hochhält, können die Zuhörerinnen und Zuhörer auch fleißig mitsingen. Auch hier gelingen unsere Lieder samt und sonders gut, auch „Joshua“ und „Riverside“ mit den dazugehörigen Choreographien. Macht das Spaß, wenn man die Lieder richtig kann! Wir sind ganz beseelt und wissen gar nicht, dass die eigentlichen Höhepunkte dieses Tages noch vor uns liegen. Denn jetzt kommt:
Das Burgfest! Extra unseretwegen ist nach acht Jahren Pause der Brauch wieder aufgenommen worden, im Sommer ein Fest in der Kirchenburg zu feiern. Zwei ganz beachtliche Zelte sind dafür im Burghof aufgestellt worden, und es bahnt sich ein tolles Mittagsbuffet an… mit Gegrilltem, Fleisch wie Gemüse, und leckeren Salaten – unter anderem ein Nudelsalat mit Nudeln in Kirchenform. Und Ciuc-Radler gibt es natürlich auch, sogar eine Sorte, die wir noch gar nicht kennen. Wir sitzen an liebevoll dekorierten langen Tafeln beisammen, Gemeinde und Gospelkombinat bunt gemischt, und unterhalten uns wunderbar. Und dann können die Zelte zeigen, was sie können: Langanhaltende Regengüsse sorgen für gruppendynamisch hochinteressante Wasserspiele an den Rändern, aber die Dächer halten dicht. Der Stimmung kann das Schietwetter nichts anhaben: Unter dem einen Dach wird gegessen und geplaudert, unter dem anderen spielt die Blasmusik auf. Bis das Kaffeetrinken beginnen kann, dauert es noch ein bisschen, aber dann kämpfen sich Pastor und Helfer heldenhaft durch den (inzwischen zum Glück schwächeren) Regen und kommen mit reichgefüllten Kaffeekannen und Kuchentabletts wieder. Beim Volksliedersingen mit den Burzenbläsern machen wir unsere ersten musikalischen Gehversuche im siebenbürgischen Sächsisch – und dann wird getanzt! Das Pfarrehepaar schwebt in einem formvollendeten Walzer durch den schon relativ matschigen Burghof, und immer mehr Chormitglieder lassen sich mitreißen, bis zu einer großen Brückenpolonaise rings um das Zelt.
Erschöpft und begeistert kehren wir zurück ins Quartier. Angeregt von der guten Blasmusik-Stimmung gibt es unter einzelnen Kombinatsgeschwistern eine Initiative für ein zukünftiges „Psalms & Schlager“-Projekt… Ob das die logische Folge nach „psalms & prayers“, „psalms & chorales“ und „psalms & spirituals“ ist?